FN
vom 10.05.2000:
Gemeinderat beschloss bei drei Gegenstimmen
Das Freibad Ahorn wird nun doch saniert
Gemeinde zahlt 150 000 Mark / Zuschuss von 15 000 Mark pro Jahr / Förderverein wird Betreiber
Ahorn. Der Ahorner Gemeinderat hat seinen Beschluss vom 24. Januar revidiert. Das Schwimmbad Ahorn in Buch wird
nun doch saniert. Allerdings sind die Kosten wesentlich geringer als jene, die im Januar zur Debatte
standen. Die Gemeinde zahlt einen einmaligen Zuschuss von 150 000 Mark für die Sanierung und einen
Zuschuss von 15 000 Mark jährlich für die Unterhaltung des Bades. Zur Bedingung machte das Gremium,
dass der Förderverein das Schwimmbad sobald als möglich übernimmt. Klaus Henrich, Harald Kaibel und
Günter Schmidt überzeugt diese Lösung nicht. Sie stimmten in der Sitzung am Montag in Berolzheim
gegen eine Sanierung.
"Es ist eine tragbare Verständigungsformel, die es ermöglicht, dass sich die Parteien die Hände
reichen können", kommentierte Hohenstadts Ortsvorsteher Peter Sobik die angedachte Lösung zur
Sanierung des Freibads Ahorn. Er war auf Betreiben von Roland Englert in den letzten Wochen als
Chef-Unterhändler und Vermittler tätig, um eine Möglichkeit zu finden, das Freibad weiter betreiben
zu können. Die mittlerweile im Raum stehenden Summen bieten seiner Meinung nach "eine faire Chance",
dass die öffentliche Einrichtung weiter bestehen kann. "Das über Generationen gewachsene Freibad
ist eine erhaltenswerte Einrichtung, und deshalb sollte man sich gut überlegen, ob man es mit
einem Federstrich im Handumdrehen auslöscht", plädierte Sobik für den Erhalt des Bades.
Kulturgut sei immer ein Zuschussbetrieb. Zudem müsse der Gemeinderat auch dem Bürgerwillen
Rechnung tragen, der sich eindeutig pro Freibad artikuliert habe, wenn auch für seinen Geschmack
etwas zu lautstark in der Öffentlichkeit.
Was sieht die neue Lösung nun vor? Nach Aussagen von Fachfirmen sei es möglich, das
Bad mit einem Kostenvolumen von 400 000 Mark in einen auch für das Gesundheitsamt tragbaren Zustand
zu versetzen, erläuterte Bürgermeister Elmar Haas. "Diese Investition muss gewährleisten, dass das
Bad auf Jahre hinaus problemlos betrieben werden kann", so das Gemeindeoberhaupt.
Die Investitionssumme soll folgendermaßen finanziert werden: Der Förderverein bringt einen Eigenanteil
von 100 000 Mark durch Barmittel und Eigenleistung auf. Somit verbleibt ein Restbetrag von
300 000 Mark. Davon sollen 150 000 Mark aus der Gemeindekasse finanziert werden. Die restlichen
150 000 Mark sollen als Zuschuss aus dem Ausgleichsstock ins Ahorner Freibad fließen. Dabei machte
Haas klar: "Die 150 000 Mark sind das absolute Maximum." Die endgültigen Zahlen sollen aber nochmals
dem Gremium zur Abstimmung vorgelegt werden.
Das Ja zur Sanierung ist jedoch an mehre Bedingungen geknüpft: "Es muss unbedingt
gewährleistet
werden, dass mit dieser Investition das Schwimmbad auf Jahre hinaus ohne weitere Investitionen
durch den Förderverein getragen werden kann und auch wird", erläuterte der Bürgermeister.
Zudem müsse die Sanierung im Einvernehmen mit dem Gesundheitsamt stattfinden, so dass eine Schließung
durch diese Behörde nicht erfolgt. Als dritte Grundbedingung nannte das Gemeindeoberhaupt, dass der
Förderverein das Schwimmbad zur weiteren Bewirtschaftung übernehme. Ein entsprechender Vertrag müsse
mit der Gemeinde abgeschlossen werden. Hierfür soll der Förderverein einen jährlichen Zuschuss von
15 000 Mark erhalten.
Gerade der jährliche Zuschuss störte Günter Schmidt. "Für mich ist das ein Vereinszuschuss",
argumentierte er. Deshalb hätte er Probleme, den Schillingstädter Vereinen plausibel zu machen,
dass der Förderverein einen solchen bekommt, während sie mit geringeren Summen bedacht werden.
Außerdem hegte er Bedenken, ob das Engagement der Mitglieder so ausdauernd ist, dass das Bad
über Jahre hinaus betrieben werden kann. "Sollte der Verein seine Mitglieder in ein, zwei Jahren
nicht mehr motivieren können, freiwillig zu arbeiten, hätten wir 150 000 Mark in den Sand gesetzt",
sagte der Schillingstädter Ortsvorsteher.
Peter Kernwein wollte den Zuschuss nicht als Vereinsförderung sehen. Der Verein übernehme eine
öffentliche Einrichtung der Gemeinde und erhalte dafür von ihr finanzielle Hilfe. "Es ist
eindeutig, dass der Verein ohne jährlichen Zuschuss das Bad nicht betreiben kann", ergänzte
Bürgermeister Haas. Uta Lauber konnte die Skepsis von Günter Schmidt bezüglich des Engagements
der Vereinsmitglieder nicht verstehen. "In Adelsheim wird das Freibad schon seit geraumer Zeit
durch einen Verein betrieben und es funktioniert. Vor allem weil auch die Bürgervertreter und
die Verwaltung hinter der Sache stehen", verwies sie auf ein positives Beispiel.
Michael Kurz erachtete das neue Zahlenspiel als akzeptabel. Seine Zustimmung koppelte er jedoch
daran, dass das Bad langfristig weiter betrieben werde, keine Rückgabe vom Verein an die Gemeinde
erfolgen könne, die Mittel aus dem Ausgleichsstock fließen und der Mitgliedsbeitrag erhöht werde.
Letzteren Punkt wollte Elmar Haas nicht unkommentiert lassen:
"Es ist mir egal wie der Förderverein das Geld aufbringt, ob durch Spenden oder Mitgliedsbeiträge,
Hauptsache er besorgt die notwendigen Finanzmittel."
"Diese Entscheidung ist kein Präzedenzfall", betonte Roland Englert. "Die Revidierung des bereits
getroffenen Beschlusses liegt in der Besonderheit der Sache und kann nicht für weitere Entscheidungen
bei anderen Angelegenheiten hinzugezogen werden." Die Kosten lägen weit unter den ursprünglich
diskutierten Zahlen, so dass jetzt andere Voraussetzungen zugrunde lägen.
Auf Anfrage von Dietmar Stern erläuterte Elmar Haas, dass die 150 000 Mark im Haushalt 2001
eingestellt würden und nach momentanem Stand durch Kreditaufnahme oder Streichung von anderen
Maßnahmen finanziert werden müssen. Allerdings könne, wenn sich der Holzmarkt oder die
Gewerbesteuer gut entwickelt, vielleicht das Geld aus diesen Einnahmen aufgebracht werden.
hut
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